Lockeres-Training-Leif

Normalerweise würde ich zu diesem Zeitpunkt mit einigen gesammelten Trainingskilometern auf dem Rad und einer guten Bräune aus einem Trainingslager in südlichen Gefilden zurückkehren…aber wie auch schon im letzten Jahr musste das Trainingslager ausfallen bzw.
alternativ durchgeführt werden. Wenn das Wetter mitspielt ist es ja auch schön hier im Norden und man kann hier prima radeln…wenn, ja wenn da nicht der norddeutsche „Frühling“ wäre. So ganz optimal sind norddeutsches Flachland bei 5 Grad und Nieselregen gepaart mit einer strammen Brise für mehrstündige Radfahrten dann doch nicht. Ich habe zwar ganz ordentlich trainiert, aber bei weitem nicht die Umfänge der vorigen Jahre erreicht. Daher habe ich mich (wie auch schon im letzten Jahr) dazu entschieden den Fokus auf andere Dinge zu legen, um die Motivation hoch zu halten. In diesem Fall waren es ein 10Km Testlauf sowie ein Halbmarathon. Im Rahmen der aktuell gültigen Abstandsgebote habe ich mich mit einigen schnellen Jungs meiner Trainingsgruppe verabredet, um ein paar schnelle Zeiten in den Asphalt zu brennen! Allein diese „Alibiform“ eines Wettkampfes hat bei mir eine riesen Motivation ausgelöst und das mittelprächtige Wetter sofort vergessen lassen.

 

Der erste Lauf war ein 10Km Lauf ohne eine spezifische Vorbereitung...also einfach mal schauen, was momentan so geht! Gelaufen wurde etwas außerhalb der Stadt und auch früh morgens, um jegliche Menschenansammlung zu vermeiden. Relativ unspektakulär für
Außenstehende, irgendwie magisch als Läufer. Da war er nämlich dieser Moment am Vorabend:
Aufregung, Vorfreude… morgen ist Race Day!

 

Vermisst habe ich diesen Moment! Zudem war ich extrem neugierig wie sich meine neuen Laufschuhe denn so machen! Ich habe mich trotz einiger Zweifel bzw. eigentlich Gegner der vorherrschenden Materialschlacht im Laufschuhbereich (Stichwort: Carbonschuhe) dazu
durchgerungen, mir so ein Hightech Exemplar zuzulegen (Wittenseer macht´s möglich).
Der Theorie nach sollen diese Schuhe ja schneller machen! Ebenso in der Praxis scheint dies zuzutreffen, denn schließlich ist Eliud Kipchoge damit einen Marathon Weltrekord gelaufen. Der erste Mensch der den Marathon unter 2 Stunden gelaufen ist. Logische Schlussfolgerung  bei der Schuhauswahl:

 

 

...und siehe da: neben einer guten Leistung über die 10Km in 32:40 (bei bescheidenen Witterungsbedingungen) war vor allem der Halbmarathon 3 Wochen später eine große Überraschung.


Eine neue persönliche Bestzeit! Das ganze um fast 2:30 Minuten! 1:09.37! Letztes Jahr um diese Zeit waren es noch 1:11.53!


War das denn jetzt das gute Training und die Top Planung vom Coach oder doch das neue Material unter der Fußsohle?


Zum Training:

Ich bin zwar mehr lange Läufe gelaufen den Winter über, wobei die Gesamtumfänge etwas höher waren. Die Intensitäten bzw. die gelaufenen Trainingsgeschwindigkeiten waren im Vergleich zum Vorjahr nahezu identisch. Das Radtraining war intensiver, aber etwas geringer
im Umfang…aber macht das 2,5 Minuten Unterschied aus? Meiner Meinung nach: Nein.

 

Zum Schuh:
Der Schuh den ich in beiden „Rennen“ getragen habe war der Nike Air Zoom Alphafly NEXT%. Was macht diesen Schuh besonders? Der Schuh besitzt ein sehr dünnes Obermaterial (dünn wie ein Leinentuch) und hat eine sockenartige Konstruktion. Dadurch sitzt der Schuh sehr eng, was ich als angenehm empfunden habe. Die auf den ersten Blick zu erkennende sehr voluminöse Sohle wirkt sich vom Gewicht aber nicht negativ auf den Schuh aus, der mit 286g immer noch ein Leichtgewicht ist! Die Besonderheit liegt in der Sohle des Schuhs, da in dieser eine Karbonfaserplatte integriert ist. Kombiniert mit 2 „Luftkissen“ im Vorderfußbereich, soll dies für viel Dynamik durch optimale Energierückgabe sorgen. Im Prinzip eine Art High-Tech Sprungkissen für die Füße, das nur eine Richtung kennt:

Mit Vollgas nach vorne und vom Norden nach Oben also!


Mein erster Eindruck:
Die ersten Meter fühlten sich sehr schwammig und wackelig an. Besonders das Weiche Material im Fersenbereich, lässt einen ganzen Fußaufsatz bzw. alles in Richtung Fersenlauf im Prinzip nicht zu. Das habe ich besonders gemerkt, wenn ich nach einem Intervall (mit hoher Geschwindigkeit) in die Trabpause (langsam) gewechselt bin. Lässt man es aber ordentlich rollen und läuft höhere Geschwindigkeiten (subjektiv bei mir etwa bei 3:30 Minuten pro Kilometer) kommt man automatisch vermehrt auf den Vorfuß und der Schuh spielt seine Stärken aus. Es ist deutlich spürbar, dass die durch den aktiven Fußaufsatz Richtung Boden gerichtete Energie durch den vorderen Bereich des Schuhs zurückgegeben wird. Die ersten Meter fühlten sich dadurch eher wie ein Sprunglauf an, aber bereits nach kurzer Zeit hat sich der neue Laufschritt mehr und mehr ökonomisiert und es ist deutlich schneller als mit „Oldschool-Tretern“. Wie viele Sekunden pro Kilometer das nun vermeintlich sind, kann ich nicht valide sagen. Aber über 10 Kilometer wäre es sicher 1 Minute oder mehr.
Ich bin mir dennoch sicher, dass es auch so eine Bestzeit geworden wäre…aber vielleicht eben etwas langsamer! Das Radfahren scheint also auch was zu bringen, um laufspezifisch schneller zu werden. Ausdauer ist Ausdauer :-). Für wettkampforientierte Sportler für die es auf Bestzeiten ankommt birgt dieser Schuh bzw. die Technologie ein großes Potential! Für Freizeit und Gesundheitssportler ist ein derartiger Schuh definitiv kein muss! Viel mehr sollte hier darauf geachtet werden, welche Dämpfung, Stützen etc. für einen gesunden und natürlichen Laufstil zielführend sind.

 

 

Zum Thema „Gesundheit“ habe ich nach dem 10Km Lauf wie auch nach dem Halbmarathon ziemlich starken Muskelkater gehabt. Das ist in leichter Form ja auch ganz normal, aber ich konnte 1-2 Tage kaum gehen, was ich so auch noch nie hatte. Die Oberschenkel
müssen die zurückgewonnene Energie natürlich auch verarbeiten. Alles übernimmt so ein Schuh dann also doch nicht. Laufen muss man schon noch selber :-).
Meine aktuelle Form ist somit prima und in der großen Hoffnung, dass im Sommer vielleicht doch noch offizielle Wettkämpfe stattfinden werde ich mich weiter bestmöglich vorbereiten! Bis dahin ist die größte Belohnung die kurzen Sportsachen aus dem Schrank zu holen!

Es geht voran und immer weiter #vomNordennachOben!

Beste Grüße,
Leif